Nanny's Gift- und Kräuterladen

...Naaannyyy... ungeduldig stampft sie leicht gereizt durch den Laden, der aus dem Erdgeschoss besteht. Syrial lässt ihr Blick durch den Raum schweifen. Überall hingen und lagen getrocknete Kräuter rum... Und hinter der Theke waren etliche phiolen mit verschiedenen flüssigkeiten auf Regalen zu erkennen. Die Luft war stickig und roch schwer nach den Kräutern und andere Exkrementen. Der Laden schien leer zu sein, doch Syrials Blick war nicht auf die Waren gerichtet gewesen, sondern ruhten auf das wohlbekannte, vermoderte Gesicht eines untoten Hundes. Jedenfalls, was man unter einem mit muskeln, sehen und Fasern gezierten Schädel noch als Gesicht erkennen vermochte. Der Hund besass offensichtlich zu grosse Muskeln und Knochen, als das man sagen konnte, das er aus Überresten eines einzigen Tieres bestand. Er sass ruhig auf einer Decke in der Ecke und folgte Syrial auf schritt und tritt mit seinem Blick aus leeren Augenhöhlen. Ja... Sie kannte diesen hund sehr gut, der anscheinend nun als Wachhund diente. Ungeduldig stampft sie auf... NANNY...!!!

In ihr gewöhnliches Gewand gekleidet schritt Calyndrana die Handelsstrasse entlang. Sie dankte still Aramo, dass heute nur wenige Menschen hier waren. Es war schwer für sie, das ständige Flüstern und Raunen auszublenden.
So vernahm sie nun nur wenige Stimmen, die nur sie wahrnehmen konnte, doch plötzlich war es, als würde jemand sie anschreien. Ungeduld lag in dieser Stimme.
Halb benommen folgte die Priesterin dieser lauten Stimme hinein in einen kleinen Laden. Sie kannte diesen Ort, war aber nur wenige Male hier gewesen. Als Priesterin kannte man verschiedene Gifte und daher stand der Laden der Gifthändlerin auch relativ eng verbunden mit der Schwesternschaft.
Wie gewohnt waren in dem dreckigen Raum getrocknete Kräuter und Philoen ausgelegt, doch war es nicht das, was die Aufmerksamkeit der jungen Priesterin auf sich lenkte.
In etwa der Mitte des Raumes stand eine junge Frau, etwa in ihrem Alter, mit blutrotem Haar. Wie ihr Blut wirkte auch sie sehr ungeduldig.
Die Stimme war mitlerweile jedoch so laut, dass Calyndrana sich bemühen musste, sich nicht die Ohren zuzuhalten - Es hätte eh nichts gebracht.
"Hallo? - Ist alles in Ordnung?", fragte sie eher vorsichtig. Sie war sich nicht sicher, ob sie laut genug gesprochen hatte, sie konnte nicht einmal ihre eigene Stimme hören. Was war das für eine Frau?

Die junge, tempramentvolle Frau hatte die eingetretene Priesterin gar nicht bemerkt. Sie war zu beschäftigt, nach der bekannten Ladenbesitzerin und Händlerin, die auch sonst gerne von Kunden 'Die Nanny' genannt wurde. Sie legte ihre Hände zu einem Art "Trichter" um den Mundwinkel, um noch viel Lauter nach der Nanny zu rufen. NAAANNY! Erst nach einer Weile erkennt man der Treppe hinunter eine gebückte, mit dunklen, dreckigen und geflickten Leinen mit einer Krücke hinuntersteigen. Die alte Frau wirkte klein, obschon der runden, gebückten Haltung. Die herabhängenden Leinen und das zerlotterte, weiss-graue Haar liess sie um jahrtausende Jahre älter wirken. Fast schon, als könne sie jedenaugenlick zusammen fallen. Ihr Gesicht war mit sehr tiefen, herabhängenden Falten übersäht, schlafff,... dass praktisch sogar die Augenbrauen knapp über die Augenlider hingen. Mit müden, blutunterlaufenden Augen und langen, grauen, schlaff herunterhängenden Wimpern blickt man in das gestochen, scharfe, eiskalte, blaue Iris der alten Dame. Fast, als wohne mehr in ihr inne, als im Ersten Augenblick zu erkennen war. Aufmerksam, Wach und auf seine Weise Kraftvoll, unheilvoll. Der Krücke, mit dem die alte Dame sich mit lang- und feingliedrigen Finger sich stehen hielt, war dunkel und besass hölzerne Umwindungen, die sich zu einem Stumpfen, rundhaften Kugel vereinte, auf dem die Hand ruhte. Darunter wurde sie immer schmaler und spitzer. Mit Krächzender, alten Stimme erhob sie das Wort....nur ruhig meine Kleine.... die Nanny ist gleich da.... ich komme ja schon.... und ah! Hast du eine Freundin mitgenommen?....Syrial sah, die Hände nun an den Hüften gestemmt von der Treppe ab. Sie dreht sich relativ adrupt von der eigenen Achse um, und betrachtet die eingetretene Frau. Sie blinzelt kurz und verstand endlich, was ihre Grossmutter meinte. Sie mustert die Dame eindringlich und wirkt leicht überrumpelt... ööh..... hne.... Ich kenn sie nicht. Was zum.....?

Neugierig folgte die junge Priesterin der Frau mit den blutroten Haaren, bis sie zur Nanny kamen. Die Nanny schien das Blut der anderen zu beruhigen, denn es nahm einen normalen Ton an. Dafür war Calyndrana nun etwas abgelenkt vom Blute der Nanny. Obwohl sie schon ein paar Mal hier gewesen war, konnte sich die Priesterin noch nicht darauf einstellen, dass das Blut der Nanny in tiefen, kräftigen Tönen sang. Nicht, dass es aufgrund des gebrechlichen Äusseren der Nanny schon seltsam genug gewesen wäre, so war es noch unheimlicher, dass sie die Sprache nicht verstehen konnte, in der die Melodien in ihrem geistigen Ohr ertönten.
"Ja, wir kennen uns nicht... Ich kam eigentlich nur her..." sie zögerte kurz. "Ich sollte die letzte Lieferung für die Schwesternschaft abholen." Ok... Eigentlich sollte sie es nicht, aber sie wusste, dass Ileira die Aufgabe heute morgen bekommen hatte und die wäre ihr sicher dankbar, wenn sie das kurz für sie erledigen konnte.