Haus der Kanems

Adrien wachte mit einem ungutem Gefühl auf. Langsam richtete er sich auf und warf einen Blick zu Liam, der noch schlief. Leise seufzte er , erhob sich von seinem Bett und schlich aus dem Zimmer in den Waschraum.
Als er in den Spiegel blickte, seufzte er erneut. Dunkle Ringe zeichneten sich deutlich unter seinen Augen ab, da er letzte Nacht fast nicht geschlafen hatte. Zumindest war das blaue Auge von den letzten Tagen nicht mehr zu sehen, wenn er sich also etwas aufraffte, könnte er heute auf den Markt gehen. Allerdings müsste er dazu seinen Stiefvater um Geld bitten, damit er dort etwas für die nächsten Tage zu Essen holen konnte. Er wusste nicht, ob er sich zusammenreissen konnte, um nicht auf diesen Mistkerl loszugehen, nach dem, was er letzte Nacht mitbekommen hatte. Vielleicht konnte Liam ihn ja dabei unterstützen, gemeinsam waren sie immer stärker.
Adrien entschied sich also, zurück in sein Zimmer zu gehen und dort zu warten, bis Liam wach wurde.
Er setzte sich auf sein Bett, beobachtete seinen schlafenden Zwillingsbruder und seufzte erneut. Warum mussten sie es so schwer haben? Warum hatte sich ihre Mutter von dem "ach-so-tollen-Typen" in die Irre leiten lassen?
Er fand keine Antwort, doch er wusste, dass sich nichts in seinem Leben ändern würde, auch, wenn er es sich noch so sehr wünschte.

Gähnend drehte Liam sich auf die Seite und lächelte Adrien an. "Guten Morgen, Bruder." Er reckte sich und bemühte sich kurz, einen Blick auf seine Erinnerungen der Träume der letzten Nacht zu erhaschen. //Mir war, als hätte ich etwas interessantes geträumt.// Innerlich verzog er das Gesicht. //Die spannendsten Dinge vergesse ich natürlich wieder.//

Adrien lächelte, als sein Bruder erwachte. Augenblicklich ging es ihm ein wenig besser - aber nur ein wenig.
"Konntest du wenigstens gut schlafen?" Er hoffte, dass er nicht zu müde klang, wusste jedoch, dass sein Bruder ihn wahrscheinlich durchschauen würde. Er unterdrückte den weiteren Seufzer, der in ihm aufstieg. Was war heute bloss los mit ihm? Ein Schatten senkte sich über sein Gesicht.

Misstrauisch hob Liam eine Augenbraue. "Keine Ahnung, hab' ich schon vergessen." Er grinste schief und wollte seinen Bruder aufheitern. "Was ist denn los mit dir? Schlecht geschlafen?" Er stützte sich auf einen Arm auf, um Adrien besser sehen zu können.

Schwach lächelte er. "Er hat's letzte Nacht schon wieder getan... Ich konnte nicht einschlafen. Ich frage mich, ob ich überhaupt geschlafen habe. Zumindest fühle ich mich so." Er streckte sich einmal. "Ich wollte heute noch auf den Markt, hast du Lust, mit zu kommen? Wir müssten nur IHN nach Geld fragen." Etwas Dunkles regte sich in seinen Augen und er musste seine Konzentration aufwenden, um nicht auszurasten. Wie konnte ER nur seiner liebevollen Mutter so etwas antun? Ein leises Knurren erhob sich in seiner Kehle.

Schwach erinnerte sich Liam an Schreie. Er hatte sie verdrängen wollen und gehofft, dass sie nicht aus ihrem Hause kämen, sondern aus einem der Nachbarhäuser. Fluchend stand er auf. "Wir müssen nicht unbedingt etwas kaufen... Wir können auch einfach nur gucken, was sie haben." Nachdenklich fügt er hinzu: "Ich werde ihn fragen. Vielleicht braucht er auch etwas vom Markt." Er nickt nachdenklich, wie um sich zuzustimmen. "Und ich bin mir sicher, dass niemand wissen soll, woher die Schreie nachts kommen." Liam grinste schief.

Etwas erleichtert lächelte er seinem Bruder zu. Er war ihm so unglaublich dankbar und wusste nicht, was er ohne ihn tun sollte. "Viel Glück. Lass dich nicht provozieren... Du weisst, wie er ist." Er wusste, dass er es eigentlich nicht zu sagen brauchte, aber es war ihm wichtig, dass sein Bruder wusste, wie er sich fühlte und wirklich Acht gab. //Bitte, lass es nicht böse enden.// Sein Herz verkrampfte sich..

Liam schleifte sich aus seinem Bett und machte sich im Bad zurecht. Als er fertig war, ging er zurück zu seinem Bruder. "Na, wie sehe ich aus? Meinst du, Herr Stiefvater findet Gefallen an mir?" Er grinste halbherzig.

Als Liam ihn das fragte, stiess er ein ironisches Lachen aus. "Haha... Als würde der überhaupt irgendwann gefallen an uns finden.." Er seufzte... zum etwa hundersten Mal an diesem Morgen. Ganz sicher würde heute ein ganz toller Tag werden, so, wie er begann.

"Aber ich sehe gut aus, oder? Das ist doch hilfreich...", er überlegte kurz, "Das wäre es zumindest, wenn er hier oben etwas hätte." Liam fuhr sich mit seinen Händen leicht wellenförmig über den Oberkörper und deutete somit auf das typische Merkmal einer Frau hin. Er hob seine Augenbrauen und sah seinen Bruder spitzbübisch an. "Ich geh dann mal zum Teufel."

Nun brach Adrien doch in Gelächter aus. Sein Bruder verstand es, ihn aufzuheitern.
Als er sich einigermassen beruhigt hatte von seinem Lachanfall, meinte er noch lächelnd: "Klar siehst du gut aus - mit oder ohne." Er zwinkerte ihm zu. "Dann geh schon,... ich halt das hier drin nicht mehr lange aus." Er musterte Liam kurz. "Bist du sicher, dass du ihn überzeugen kannst?", fragte er, ein wenig misstrauisch. "Soll ich mitkommen?"

Liam grinste zufrieden. "Nein, lass mal. Sonst denkt er wieder, wir seien zu feige, um uns einzeln vor ihm blicken zu lassen." Er hob seine Augenbrauen argwöhnisch und lief Richtung Tür, in der er inne hielt und sich zu seinem Bruder umdrehte. "Es wird sicher alles gut gehen, Adrien." Er lächelte aufmunternd und suchte seinen Stiefvater auf, der im Wohnzimmer saß und frühstückte.

Etwas beruhigt lächelte Adrien, welches jedoch schwand, sobald sein Bruder aus dem Zimmer verschwunden war. Er setzte sich wieder auf sein Bett und seufzte. Mit einem Mal merkte er wieder zu deutlich, dass er in der vergangenen Nacht nur äusserst wenig geschlafen hatte.
//Hoffentlich hat Liam recht...// dachte er, ohne wirklich dran zu glauben, dass alles gut gehen wird.

Missmutig schaute der so genannte Teufel von seinem Frühstück auf, als einer der beiden Quälgeister das Zimmer betrat. Er konnte nicht sagen, welcher der beiden Nervensägen es waren. Verdammte Zwillinge. Er konnte sie nicht ausstehen. Sie waren klüger, als ihnen guttat.
"Was willst du?", brummte er schliesslich.

Liam stellt sich aufrecht vor seinen Stiefvater hin und schaltet seine inneren Gefühle von Angst und Abscheu ab. "Mein Bruder und ich wollten zum Markt gehen und Euch um etwas Geld bitten. Ich möchte keineswegs unhöflich wirken oder Euch bedrängen, also ignoriert diese Bitte, wenn sie Euch nicht behagt."
Seine Hände verschränkt er hinter seinem Rücken, um seine Nervosität zu verbergen. //Hoffentlich geht alles gut//

Böse starrte er das kleine Ekelpaket an. Wenigstens zeigte er Respekt. Natürlich wollte er Geld. Das wollten sie alle. Immer. Er war dazu geneigt, die Bitte auszuschlagen. Nur allein daher, weil sie von einem seiner Stiefsöhne kam.
Doch war kaum noch vernünftiges Essen im Haus, also konnten sie gleich etwas besorgen.
Und wenn sie beide weg sein würden. Innerlich grinste er fies. Es würde bedeuten, er hätte den ganzen Tag für sich, allein mit seiner wunderschönen Ehefrau...
Er stand auf, um bedrohlicher zu wirken. "Also gut, ich komme deiner Bitte nach... Unter zwei Bedingungen." Er hielt dem Jungen Zeige- und Mittelfinger vor die Nase und zeigte dadurch eine 2. "Ihr müsst für die nächsten Tage zu Essen besorgen UND vor Sonnenuntergang wieder hier sein." Er zeigte exakt auf die Stelle vor seinen Füssen und machte sich dabei keinen Hehl, seinen ganzen Hass zu zeigen.

"Es wird mir ein Vergnügen sein, Eurer Bitte nachzukommen. Vielen Dank." Liam lächelte zaghaft, zwang sich, ruhig zu bleiben. Eine falsche Geste und er könnte das Geld vergessen.

Der ältere Herr musterte den Jungen nochmals von Kopf bis Fuss. Wartete. Zögerte kurz. Holte dann aber etwas Geld aus seiner Tasche hervor. Während er dem Jungen das Geld in die Hand drückte, sprach er kalt: "Hier hast du dein Geld, jetzt verschwinde, aber denk daran: Bis Sonnenuntergang."
Dann ging er wieder zu seinem Tisch und frühstückte weiter. Es war gut, dass die Jungs mal ausser Haus waren. Nun grinste er wirklich. Zeit für ihn selbst.
Mit einer ungeduldigen Handbewegung gab er zu erkennen, dass der Stiefsohn verschwinden sollte.

Liam verneigte sich leicht, ging zurück in sein Zimmer. "Komm schon, schnell weg hier", flüsterte er und machte eine winkende Handbewegung.
Er war sich nicht sicher, ob er noch in Hörweite des Stiefvaters war und sprach lieber zu leise als zu laut. Er eilte bereits auf die Tür zu.

Auf Adriens Gesicht stahl sich ein sonniges Lächeln, als sein Bruder in der Zimmertür auftauchte und ihm winkte. Eilig holte er auf, musterte kurz seinen Zwilling und fragte dann grinsend: "Also, was hast du angestellt?" Er war in gewissem Sinn stolz, aber zugleich erleichtert. Er wusste nicht, ob er sich hätte beherrschen können... Nicht nach dem, was er diese Nacht gehört hatte.

Liam hielt sich einen Finger vor den Mund und deutete Adrien leise zu sein.
"Gleich", formte er lautlos mit den Lippen. Er verabschiedete sich angemessen von seiner Mutter und seinem Stiefvater und schritt hinaus vor die Tür.

[geht zu: Markplatz|

Er nickte. Verabschiedete sich ebenfalls angemessen von seiner Mutter und etwas zu knapp von dem Steifvater. Dann folgte er Liam hinaus zur Tür.
Beruhigt atmete er die frische Luft ein. Obwohl das Haus stets sauber und ordentlich war, so fühlte er darin immer die gewisse Anspannung. Nur ausserhalb konnte Adrien sich wirklich wohl fühlen.
"Also, was genau hast du gemacht?", fragte er ungeduldig, als sich die beiden auf den Weg zum Markt begaben.

geht zu: Marktplatz